1. Historie
Bereits im Zuge der Stadtteilentwicklung 2002-2004 war die Autofreiheit des Werderplatzes Thema.
Es waren damals vier Arbeitsgruppen eingerichtet, eine davon hieß „Plätze, Grünflächen, Verkehr“, eine weitere „Soziales und Kulturelles Miteinander“. Aus letzterer entstanden unter anderem die Pläne für die Straßensozialarbeit am Werderplatz.
Aus den beiden Gruppen entstand eine eigene Gruppe „Werderplatz“. Aus den Protokollen ist zu entnehmen, dass um die Gestaltung des Platzes heftig gerungen wurde. Letztlich entstand daraus ein Kompromiss mit der Gestaltung des Platzes, wie wir ihn heute kennen: Der westliche Teil wurde aufgewertet, etwa durch Entfernung des Glascontainers und die Gestaltung des Trafohäuschens (inzwischen ist diese Aufwertung leider wieder ein Stück weit konterkariert durch die Aufstellung der Toilette). Der Abschnitt wurde in eine verkehrsberuhigte Zone umgewandelt und die Parkplätze an den Häusern abgeschafft.
Erklärtes Ziel war dabei immer eine komplette Autofreiheit. In einer öffentlichen Veranstaltung sollten die Erfahrungen drei Jahre später ausgewertet werden. Diese Veranstaltung fand allerdings niemals statt.
In der Stadtteilzeitung „RUDI“ spiegelten sich die Zwischenergebnisse in den Berichten. Ebenfalls im RUDI erschien im Mai 2003 der Artikel „Werderplatz 2015“ mit „der Vision“, die uns sehr bekannt vorkommt – im Grunde werden schon da die Vorschläge gemacht, die auch jetzt zur Diskussion stehen: Ersatz der Parkplätze in den Tiefgaragen und als Kurzzeitparkplätze in den anliegenden Straßen, Zonierung des Platzes, Aufwertung durch Möblierung, Erhöhung der Aufenthaltsqualität….
2. Versuch einer aktuellen Meinungsfindung
Wir haben uns bemüht, möglichst viele Meinungen von vielen verschiedenen Gruppen einzuholen. Unserer Möglichkeiten dafür sind allerdings begrenzt. Bei Veranstaltungen wie Bürgertreffs oder bei „Miteinander für die Südstadt“ waren die Meinungen geteilt, tendenziell mehr Pro Autofreiheit. Auf unsere Aufrufe in den verschiedenen Medien erhielten wir etliche Rückmeldungen, allesamt Pro Autofreiheit. („Lasst uns aus dem Autoabstellplatz einen komplett autofreien Bürgerplatz machen!“; „Der Werderplatz würde autofrei… definitiv aufgewertet werden“ usw.)
Aus dem Projektseminar des KIT zum Werderplatz mit Befragungen von Bewohnerinnen und Bewohnern, Nutzerinnen und Nutzern ergibt sich ein noch eindeutigeres Bild: Die Mehrheit der Befragten war für die Aufgabe der Parkplätze.
Die IG Gewerbe stellt sich gegen die Autofreiheit. Der Verlust der Parkplätze direkt vor den Geschäften ist eines der Argumente und damit die Sorge um Umsatzrückgang. Diese Sorge der Gewerbetreibenden nehmen wir sehr ernst. Es stellen sich allerdings die Fragen, ob die Bedarfe auch durch andere Lösungen zu befriedigen sind und ob es Betriebe gibt, die sogar einen Benefit durch eine reine Fußgängerzone sehen.
3. Voraussetzung für die Einrichtung einer Fußgängerzone im westlichen Teil aus unserer Sicht
Aufwertung diesen Teils des Platzes, etwa durch Lichtgestaltung, durch Reinigung des Trafohäuschens, Sitzgelegenheiten, Pflanzkübel, ggf. Ausdehnung der Außengastronomie, Spielgeräte….
Einrichtung von (kostenlosen?) Kurzzeitparkplätzen in Wilhelm- und Marienstraße, um den Gewerbetreibenden entgegen zu kommen (s. Punkt 2).
4. Sachstand
Ein entsprechender Antrag der Linken wurde noch im letzten Gemeinderat beraten und an die zuständigen Ausschüsse verwiesen. Im Oktober gab es eine Ortsbegehung von Mitgliedern des Planungs- und des Sozialausschusses.
Das Schlusswort möge dem Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg überlassen sein:
„Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“
MH