Im Sommer letzten Jahres wurde die AG Werderplatz reaktiviert. Wie berichtet, setzt sich der Teilnehmerkreis aus Vertretungen städtischer Dienststellen, sozialen Trägern, dem Polizeipräsidium Karlsruhe, der Bürger-Gesellschaft der Südstadt und der IG Südstadt Gewerbe zusammen. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, Möglichkeiten zur Entschärfung der Situation am Werderplatz zu diskutieren und mögliche Maßnahmen zu eruieren. Im Rahmen dieser AG wurde vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe ein Kriminalpräventivbericht für den Werderplatz erarbeitet. Dieser Bericht wurde auch in der öffentlichen Sitzung von „Miteinander für die Südstadt“ vorgestellt. Hier die Zusammenfassung des Berichtes aus dem Protokoll vom 21.11. 2022:
„Die theoretische Grundlage des Berichts stellt die Broken-Window-Theorie dar: Ein Platz, der in schlechtem Zustand ist und Anzeichen des Verfalls aufweist, kann ein Unsicherheitsgefühl, ein Gefühl von Kriminalitätsfurcht erzeugen, tatsächlich die Wahrscheinlichkeit für kriminelle Handlungen erhöhen und zu einer Abnahme der sozialen Kontrolle führen. Daher zielt der Präventivbericht darauf, Veränderungsvorschläge zu unterbreiten, die zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität und Belebtheit des Ortes sowie zu einer Einbettung des Personenkreises in den Werderplatz (Schaffung von Toleranzräumen) führen.
Als Grundempfehlungen werden folgende Vorschläge genannt: Eine verbesserte Übersichtlichkeit, weniger „dunkle Ecken“), eine verbesserte Einsehbarkeit (höheres Sicherheitsgefühl durch Vorhersehbarkeit) sowie eine angepasste Beleuchtung (Sichtbarkeit schaffen). Konkrete Verbesserungsvorschläge beziehen sich auf das Wirtshaus Wolfbräu. Der zentrale Vorschlag ist hier, durch Verlagerung der Alkohol- und Drogenszene (in Richtung Nahkauf) für eine Entlastung zu sorgen. Dies soll mittels der Einrichtung einer Barriere um die Außengastronomie des Wirtshauses, z.B. einer Hecke erfolgen. Durch die Abgrenzung (bisher besteht keine Barriere zur Klientel) könnte das subjektive
Sicherheitsempfinden der Wirtshausgäste gesteigert werden.
Bei einer Verlagerung wäre es wichtig, dass der Zugang zu den Toiletten am Indianerbrunnen gewahrt bleibt. Hierbei soll ein Toleranzraum geschaffen werden, der aber nicht zum dauerhaften, nächtlichen Verweilen einladen soll. Dies könnte mittels Intervalllampen und Sitzbänken, die sich nicht für das Schlafen eignen, erreicht werden. Durch Zonierung mittels eines Leitsystems kann ein geschützter Bereich entstehen, der aber keinen Sichtschutz bietet. Andere Nutzergruppen können diese Abtrennung erkennen und einsehen. Dies würde insgesamt zu einer Verstärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls führen und ein Gefühl der Vorhersehbarkeit erzeugen.
Hintergrund der Verlagerung ist der denkmalgeschützte Indianerbrunnen, der bauliche Veränderungen an diesem Teil des Werderplatzes erschwert. Als Beispiel könnte ein Park in der Stadt Schwetzingen (Rhein-Neckar-Kreis) dienen, welcher dort in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof liegt. Weiter wird auf die Toiletten am Werderplatz eingegangen: Diese sind so groß, dass dort – nicht einsehbar – illegale Handlungen und Straftaten vollzogen werden können. Eine Reduzierung der Größe wäre daher wünschenswert. Außerdem kann die Signalsteuerung (Signal leuchtet „grün“ und dann „rot“ für Reinigung) zu Fehlinterpretationen führen, was zu dem Versuch führen kann, die Technik zu umgehen oder die Toilettentüren mit Gewalt zu öffnen. Grundsätzlich sind längere Öffnungszeiten wünschenswert, hier sind jedoch die Kosten ein wichtiger Faktor. Außerdem rät Frau Eisele dazu, mittels Beschilderungen bzw. Symbolen mehr Transparenz zu schaffen. Im Hinblick auf die Toiletten ist zudem eine angepasste Reinigung sowie der Fortbestand der direkten räumlichen Nähe zum Indianerbrunnen zentral. Zuletzt geht Frau Eisele auf allgemeine Empfehlungen ein:
• Mehr Fahrradständer, um herumliegenden Fahrrädern entgegenzuwirken.
• Mehr Abfallbehältnisse, um die Vermüllung des Platzes zu reduzieren.
• Einrichtung von Service/Notrufsäulen, um das kollektive Sicherheitsgefühl zu steigern.
• Ein angepasstes Reinigungskonzept, um die Sauberkeit des Platzes zu gewährleisten.
• Entfernung von Graffitischmierereien, um die Attraktivität des Platzes zu erhöhen“.
Wir haben dazu wie folgt Stellung genommen:
Im Präventionsbericht der Kriminalpolizei bzw. aus den daraus zu ziehenden Konsequenzen sehen wir eine Chance für den Werderplatz. Ziel dabei muss sein, die Aufenthaltsqualität für alle zu erhöhen. Bei der Einrichtung von Toleranzräumen allein sehen wir dieses Ziel nicht erreicht, vielmehr sehen wir die Gefahr der Erhöhung der Attraktivität des Platzes für eine Personengruppe („Klientel“).
Eine Umgestaltung des Platzes muss daher insgesamt erfolgen. Dies muss erfolgen unter
• Einbindung aller Gruppen (Anwohner, Gewerbetreibende, Nutzer, Bürger-Gesellschaft…)
• Erhebung der Bedarfe und Wünsche: Kultur? Kommerzielle Nutzungen? Ideen zur nicht kommerziellen Nutzung? Usw.…
• Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse
• Vorstellung geeigneter Beispiele (z.B. ähnliche Größe und Zuschnitt des Platzes)
• Professioneller Beratung
■ Zu den weiteren Vorschlägen aus dem Bericht nehmen wir wie folgt Stellung:
• Bemühen um Sauberkeit (verbessertes Reinigungskonzept, Entfernen von Graffiti) halten wir für zielführend, die Aufstellung von Abfallbehältern allerdings nur nach genauer Prüfung ihrer jeweiligen Eignung. Die Aufstellung von Fahrradständern kann nur im Rahmen der Umgestaltung (s.o.) erfolgen.
• Die Toiletten sollten optimiert werden. Ein Umbau der gerade sanierten Einrichtung kommt sicher nicht infrage. Beschilderungen und Optimierung der Signalsteuerung dagegen sollten möglich sein. Da diese Beschädigungen vermeiden könnten, dürfte sich das auch ökonomisch rechnen.
• Die Einrichtung von Notrufsäulen halten wir weder für erforderlich, noch für sinnvoll.
In den nächsten Sitzungen der AG geht es um die Erarbeitung konkreter Vorschläge. Diese gehen über das hier Genannte hinaus – auch dazu kommen Vorschläge von uns.
Wir werden weiter berichten, dies z.B. auch in unserer Hauptversammlung (s. Titelseite des aktuellen RUDI) – diskutieren Sie mit uns Möglichkeiten und Ideen!
MH